Es ist kein neues Thema: Unerträgliche Beschimpfungen von Personen (meist) des öffentlichen Lebens in den sozialen Medien, aber auch im Alltag. Da kommt auch schon mal im Bekanntenkreis eine Bemerkung über Ricarda Lang, die mit ihrer Figur zu tun hat, mit dem unausgesprochenen Unterton, wie man so jemand denn zur Vorsitzenden machen könne. Hat die Figur etwa etwas mit politischer Kompetenz zu tun?
Es kam von jemandem, den ich als intelligent und einigermaßen reflektiert eingeschätzt hatte. Seine Frau hat ihn dann zurechtgewiesen. Doch ich bin sicher, dass solche Ressentiments viel verbreiter sind, als wir denken. Und in den sozialen Medien wird es dann oft extrem übel.
Hass im Netz, Hass in der Öffentlichkeit
Florian Harms hat sich im T-Online Tagesanbruch unter dem Titel „Brutal bis zum Umfallen“ mit den Rücktritten von Ricarda Lang und Kevin Kühnert sowie dem harten Job als Politikerin und Politiker auseinandergesetzt. Jetzt gebe es von vielen Seiten Sympathie- und „Beileidsbekundungen“ für die beiden. Man mag inhaltlich zu den beiden stehen, wie man will. Es ist ein erneutes fatales Zeichen: „Ihren Rückzug könnten junge Menschen nun als Warnung auffassen, lieber nicht in die Politik zu gehen, weil man dort zerrieben wird“, so Harms.
Das Kind ist vor den Rücktritten in den Brunnen gefallen – siehe, wie erwähnt, die unsäglichen und untragbaren Beleidigungen, die Ricarda Lang über sich ergehen lassen musste, wo es nicht um eine politisch andere Meinung ging. Siehe auch die realen Anfeindungen auf Veranstaltungen und in der Öffentlichkeit, die mittlerweile gang und gäbe sind. Ein Kühnert traut sich laut Artikel nicht, mit seinem Partner in die Öffentlichkeit zu gehen. Das ist traurige Realität. Wie kann so etwas sein? Wann schlägt der Hass in Gewalt um? Nur eine Frage der Zeit?
Es ist doch nur ein Spiel …
Zurück zu den Beleidigungen in den sozialen Medien. Der Gladbacher Fußballprofi Julian Weigl hat auf Instagram einige Hassnachrichten veröffentlicht, die er nach Niederlagen bekommen hat. Die Geschmacklosesten will er den Nutzerinnen und Nutzern aber ersparen, berichtet RP Online. „Solche Social-Media-Erlebnisse sind für viele Profis Alltag, mitunter artet es in rassistische Beleidigungen aus“, so der Bericht.
Hej, es geht um Fußball, um Sport. Ich bin kein Fan von Julian Weigl und mit seinen Leistungen meist nicht zufrieden, aber ich käme nie auf den Gedanken, in diese unterste Schublade zu greifen. Nicht nur Politikerinnen, nicht nur farbige Sportlerinnen und Sportler, auch „deutsche“, „weiße“ Sportler wie Weigl werden unter der Gürtellinie angegriffen. Das Miteinander, die Diskussionskultur hat (nicht nur) in Deutschland einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Von Kultur kann man gar nicht mehr sprechen.
R-E-S-P-E-C-T
Hier im Blog und auf Mastodon zitiere ich stellvertretend Aretha Franklin:
Das, was sie auf Schwarz und Weiß bezieht, gilt generell. Jede und jeder verdient erst einmal Respekt. Das sollten wir im Alltag und in den sozialen Medien leben.
Sich gegen Hass im Netz wehren
Und wer auf Social Media beschimpft und angegangen wird, der sollte sich zur Wehr setzen. Am 30. September habe ich unter anderem auf Mastodon den Beitrag des Spiegels zum Start-up So Done verlinkt. Wie man genau einen solchen Artikel hinter die Paywall packen kann, ist mir unverständlich und zeugt von mangelndem Verantwortungsbewusstsein des Spiegel-Verlages. Doch es gibt auch frei zugängliche Beiträge, so bei den oft zu Unrecht gescholtenen Öffentlich-Rechtlichen.
Das Start-up So Done will einen kostenlosen digitalen Schutzschirm um Opfer von Hass spannen und nutzt Künstliche Intelligenz, um im Netz gezielt Hasskommentare zu identifizieren. Man verspricht, Beleidigungen gerichtsfest zu sammeln, anzuzeigen und Ansprüche wie Löschung und Unterlassen der Beleidigung durchzusetzen. Laut den Berichten nutzen Robert Habeck oder Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Service, und man hat bereits 7.500 Strafanträge gestellt. Das Start-up bezeichnet sich als „Prozesskostenfinanzierer und bezahlt als solcher alle Anwalts- und Gerichtskosten, die anfallen„. Dafür ist So Done mit 50 % an der Geldentschädigung beteiligt.
So Done ist eine Option, sich zu wehren und sich von Profis helfen zu lassen. Renate Künast hat sich mit der bekannten Organisation Hate Aid zusammengetan und ist gegen Hasskommentare auf Facebook vorgegangen. Hate Aid ist ein weiterer, äußerst valider Partner, um sich gegen Hass zu wehren. Man muss es halt nur tun. Hier findet man weitere Informationen. Falls ihr weitere Organisationen kennt, die gegen Hass helfen, könnt ihr sie gerne als Kommentar verlinken oder mir zusenden.
Organisationen, die bei Hass helfen (laut Perplexity.ai)
Die Antwortmaschine Perplexity.Ai hat mir nach entsprechender Suchanfrage folgende weiteren Organisationen genannt, die helfen:
Es gibt mehrere Organisationen und Initiativen in Deutschland, die sich aktiv gegen Hasskommentare im Netz einsetzen und Unterstützung bieten, um strafrechtlich gegen die Täter vorzugehen. Hier sind einige der wichtigsten:
Wichtige Organisationen und Initiativen
1. NetzCourage
- Ein gemeinnütziger Verein, der sich gegen Hassrede, Diskriminierung und Rassismus im Internet engagiert.
- Bietet die „HateSpeech-Ambulanz“, die schnelle Hilfe und Beratung für Betroffene von Internet-Hass bereitstellt[1].
2. No Hate Speech Movement
- Entstand aus einer Jugendkampagne des Europarates und hat einen deutschen Knotenpunkt.
- Bietet Unterstützung im Umgang mit Hass im Netz und fördert rechtliche Schritte gegen Hasskommentare[1].
3. Das NETTZ
- Eine Vernetzungsstelle, die Initiativen und Aktivisten unterstützt, die sich für einen diskriminierungsfreien Diskurs einsetzen.
- Arbeitet eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, politischen Instanzen und IT-Unternehmen zusammen[2].
4. REspect!
- Eine Meldestelle für Hass im Netz, die unzulässige Kommentare überprüft und gegebenenfalls anzeigt.
- Arbeitet eng mit der Jugendstiftung Baden-Württemberg und anderen Beratungsstellen zusammen[3][5].
5. HateAid
- Unterstützt Betroffene von Hass im Netz durch Beratung und Prozesskostenfinanzierung.
- Engagiert sich auch in der Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung für digitale Gewalt[4][6].
6. Amadeu Antonio Stiftung
- Setzt sich für eine zivilgesellschaftliche Kultur ein und bietet verschiedene Unterstützungsangebote gegen Hass im Netz[5].
7. jugendschutz.net
- Überwacht Inhalte im Internet hinsichtlich ihrer Gefährdung für Kinder und Jugendliche und fordert deren Entfernung bei Verstößen[6].
Unterstützungsmöglichkeiten
Diese Organisationen bieten verschiedene Formen der Unterstützung:
- Beratung: Hilfe bei rechtlichen Fragen und emotionaler Unterstützung.
- Meldesysteme: Möglichkeiten, Hasskommentare zu melden.
- Rechtliche Schritte: Unterstützung bei der strafrechtlichen Verfolgung von Tätern.
- Öffentlichkeitsarbeit: Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema Hassrede.
Durch diese Initiativen wird versucht, nicht nur die Täter zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen, um eine respektvollere Diskussionskultur im Internet zu fördern.
Citations:
[1] https://www.klicksafe.de/hate-speech/initiativen-gegen-hate-speech
[2] https://www.das-nettz.de
[3] https://meldestelle-respect.de
[4] https://www.betterplace-lab.org/vier-organisationen-gemeinsam-gegen-hass-im-netz
[5] https://www.zivile-helden.de/kontakt-beratung-fuer-zivile-helden/beratungsstellen-hass-im-netz/
[6] https://www.demokratie-leben.de/magazin/magazin-details/hassrede-im-netz-informationen-und-hilfe-fuer-betroffene-99
[7] https://hateaid.org
[8] https://www.das-nettz.de/initiativen-gegen-hass-im-netz-wer-engagiert-sich-wie
https://stefanpfeiffer.blog/2024/10/13/sich-gegen-hass-im-netz-wehren-und-sich-helfen-lassen/